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Manchmal ist es einfach zum Ärgern, wenn man bestimmte Spiele jahrelang verschmäht, um den vermeintlich süßen Nektar aktueller AAA-Games literweise in sich reinzuschütten. Ich gebe es zu: South Park – The Stick of Truth hat mich aus den muffigen Gamersocken gehauen und es musste erst ein Sale im Nintendo Store – 2021 – kommen, damit ich dem Spiel endlich seine verdiente Chance gebe. Aber vielleicht hat sich das Warten auch gelohnt, denn so konnte ich meine Reise an die kanadische Grenze auf der Switch in stabiler Rückenlage auf der Couch antreten.

South Park kann ich aber natürlich nicht blumig beschreiben, denn – wie aus der Serie gewohnt – kriegt man mehrere Stunden feinsten amerikanischen Fäkalhumor um die Ohren gehauen. Eine Übersetzung ins deutsche gibt es nicht aber wenigstens Untertitel, denn wer kennt schon alle amerikanischen Flüche. Trotzdem haben die Autoren natürlich an uns deutsche Gedacht – sehr intensiv sogar – und so tauchen irgendwann Nazi-Zombies auf, die „Schönen Tag“ brüllen und eifrig den Arm heben. Natürlich alles für den deutschen Markt zensiert. Der Entwickler machen auch keinen Hehl daraus, bei einigen Analen-Minigames den Stecker gezogen zu haben. Als Amerikaner hätte man die Analsonde natürlich selber steuern dürfen.

Der Spaß leidet aber nicht, denn das Kopfkino übernimmt fehlende Stellen – und eigentlich will man diese Szenen auch gar nicht unbedingt spielen. Faszinierend ist, dass sich South Park wie eine TV-Folge spielt und anfühlt. Durch die Switch konnte ich das Game dort erleben, wo ich auch die Serie schaue, im Wohnzimmer. Am PC hätte mich das Game wohl nicht so gepackt. Im späteren Spiel bereisen wir auch Kanada, diesmal aber in alter Pixelart-Optik. Was die Autoren nutzen, um ein verstaubtes Kanada zu inszenieren, fühlt sich auf der Switch so super passend an. Auf dem kleinen Bildschirm wirkt es eher wie eine Zeitreise – von wegen, Gute alte Zeit und so.

Gepackt hat mich das Spiel durch seine Mechanik. Im Kern ist South Park ein rundenbasiertes Rollenspiel und genau deshalb habe ich es lange Zeit verschmäht. In meinem Kopf haben sich leider die Bilder alter Pokémon Spiele manifestiert. Was mir damals keinen Spaß gemacht hat, hat mich bei South Park überzeugt. Die Lernkurve ist flach, die Kampfskills sind überschaubar und die Stunden verfliegen nur so, wenn man durch das kleine Städtchen wackelt, auf der Suche nach Elfen, dem Schweinebärmann und Nazi-Katzen.

Aber es gibt natürlich auch negative Punkte. Vereinzelt kam es auf der Switch zu abstürzen. Diese sind wohl nicht unbedingt auf das Spiel zurückzuführen, denn die Switch glänzt nicht gerade mit Stabilität. Genervt hat mich ein Spielprinzip, bei dem zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Aktionstasten gedrückt werden mussten. Zugegeben, nach einiger Zeit kriegt man es irgendwie hin aber es war so hinderlich „Y“ und „A“ im Millisekundenabstand zu drücken, sodass es zu einer Tortur wurde und mich deshalb auch davon abgehalten hat Charaktere wie den Barden intensiv zu spielen. Spezialfähigkeiten verlangen nämlich genau diesen Drückeskill, der sich nach 42 Lebensjahren einfach nicht mehr einstellen will. Ich bin einfach zu ungeduldig geworden.

Zusammengefasst hatte ich mit dem Spiel eine wirklich schöne Zeit und ich bin etwas wehmütig South Park verlassen zu müssen, wo ich doch gerade erst gekommen bin. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich mir das Erlebnis für die anstehenden Feiertage aufgespart. Jetzt muss ich mir ein neues Spiel suchen, dass diese Lücke füllt – irgendwelche Vorschläge?

BILDER: Obsidian Entertainment/Press Kit

 

9.0

Redakteur

Overall rating

Grafik
9.0
Technik
6.0
Spielspass
10.0
Positiv
  • Story
    Humor
    Aufbau
Negativ
  • Steuerung Switch
    Menüs
About author

Chris

Christian Thieme ist Fotograf, Journalist und PR-Berater. Der gebürtige Niederrheiner wurde in Wesel geboren und hat mit sechs Jahren seine Leidenschaft für Computerspiele entdeckt. Sein erstes System war der Commodore Amiga 500 gefolgt von einem 486er DX 40. Sein liebstes Genre sind Point & Click Adventures.

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