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Bald beginnt die sinnliche Weihnachtszeit. Die Familie sitzt an Heiligabend zusammen im warmen Wohnzimmer, erholt sich vom köstlichen Weihnachtsmahl und die Vorfreude auf die Geschenke könnte nicht größer sein. Was bekomme ich geschenkt? Werden meine Wünsche in Erfüllung gehen oder gibt es doch nur ein paar Stricksocken von Oma?

 

Dieses Phänomen gibt es neuerdings nicht nur um Weihnachten, sondern auch in Videospielen. Die Rede ist von Lootboxen. Die kleinen Wundertüten, bei denen man nicht weiß was drin ist, aber im schlimmsten Fall Geld dafür ausgegeben hat. Es gibt Beispiele für faire Lootboxsysteme und Beispiele für unfaire Systeme. Ganz frisch ist der Shitstorm zum neuen „Star Wars Battlefront 2“ mit seinem pay-to-win-Ansatz. Fast jeglicher Spielefortschritt ist ausschließlich mit diesen Wundertüten zu machen. Diese kann der Gamer für verdiente Ingame-Währung kaufen oder für echtes Geld. Die Variante mit dem echten Geld geht natürlich schneller und der Käufer bekommt teilweise spielerische Vorteile dadurch. Etwa einen geringeren Cooldown für Fähigkeiten, mehr Trefferpunkte oder ähnliches. Das hat der Community überhaupt nicht gepasst und so begann ein Shitstorm, der nicht nur dem Ruf von Battlefront 2, sondern auch dem Publisher EA richtig geschadet hat. Es ist nicht nur die Community, die auf die Barrikaden gegangen ist, auch YouTuber Boykottieren das Spiel und in der Politik wird der Frage nachgegangen, ob Lootboxen ein Glücksspiel sind. In Belgien und Hawaii wird sogar ein Verkaufsverbot für Spiele mit diesem System gefordert. Nachdem vom Rechteinhaber Disney eine klare Ansage Richtung EA kam, ruderte das Unternehmen zurück und entfernte alle Microtransaktionen aus dem Spiel. Zumindestens vorerst. Sie wollen das System überarbeiten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einführen. In welcher Form und welche Konsequenzen EA aus dem ganzen gezogen hat steht in den Sternen.

 

Doch es gibt auch andere Beispiele, bei „Mittelerde Schatten des Krieges“ gibt es für Singleplayerinhalte Lootboxen. Auch hier kann der Spieler sich wieder Vorteile für echtes Geld erkaufen und damit Spieler benachteiligen, die nicht zum Geldbeutel greifen. Im Gegensatz zu Battlefront 2 gibt es hier verhältnismäßig wenig Widerstand. Bei der Presse kommt das Spiel gut weg und bei den Boxen wird darauf verwiesen, dass diese ja nicht gekauft werden müssen. Es ist rein Freiwillig.

Quelle: CD Projekt Red

Dies ist eine Sichtweise, aber mir persönlich verdirbt so etwas den Appetit. Ich möchte bei einem Vollpreisspiel nicht andauernd darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich für nur ein paar Euro noch besser sein kann. Egal ob aktiv im Spiel oder unterbewusst, weil ich weiß, dass es diese Systeme gibt. Dabei bin ich durchaus bereit für gute DLCs nochmal zur Kasse zu gehen. Das Paradebeispiel hierfür ist „The Witcher 3“, bei den die DLCs komplett ergänzende Kampagnen mit 10–20 Stunden Umfang oder sogar noch mehr bieten. Früher wäre sowas als Add-on verkauft worden. Doch auch kleinere Pakete, wie zum Beispiel neue Karten, Waffen und Gadgets für Multiplayerspiele können ein gutes Beispiel sein. Ich denke da besonders an „Battlefield 4“. Mit den DLCs kam immer ein neues Gesamtpaket, d.h. neue Karten, Waffen und Gadgets, welches für einige Stunden mehr Spaß sorgte.

 

Doch auch bei Battlefield 4 habe ich mich schon an etwas gestört, dass als eine Vorstufe des zufallsbasierten Models betrachtet werden kann. Mit einem Levelaufstieg (egal, ob des eigenen Accounts oder bestimmter Waffen) bekam der Gamer sogenannte Battlepacks. Boxen mit zufälligen Inhalten, wie zum Beispiel ein neues Visier für eine bestimmte Waffe, XP-Boosts, Lackierungen und und und. Am Anfang war die Spannung noch groß, was im nächsten Battlepack ist, aber auch dieses Gefühl nahm schnell ab. Am Ende wurden sie belanglos und die Anzeige der Inhalte habe ich meist übersprungen. Irgendwann kam die Option dazu, Battlepacks für echtes Geld zu kaufen, genau wie bei Lootboxen, aber ich fühlte mich nie genötigt welche zu kaufen. Das Spiel bewarf einen förmlich mit genug Battlepacks und trotzdem war dieser erzwungene Zufallsfaktor bei den Belohnungen schnell störend.

Quelle: EA

Ich kann nachvollziehen, dass Entwickler und Publisher versuchen möchten mehr Geld mit ihren Spielen zu machen. Am Ende sind es auch nur normale Wirtschaftsbetriebe mit Angestellten, die auf ihr Gehalt angewiesen sind. Das ist meiner Meinung nach auch nicht verwerflich, doch muss eine faire Balance die Grundlage sein. Spieler dürfen nicht ausgenutzt und Spiele sollen nicht beschnitten werden, nur damit mit Zusatzpaketen Geld verdient werden kann. Ganz wichtig, Spieler, die neben dem Kauf des Spieles, kein zusätzliches Geld in die Hand nehmen, dürfen keine Nachteile gegenüber denen haben, die sich z.B. Lootboxen o.ä. für echtes Geld kaufen. Eine Variante ist lediglich kosmetische Items und Skins freizuschalten. So etwas finde ich vollkommen fair und vertretbar.

 

Am Ende möchte ich hier nicht Urteilen oder jemanden von meiner Meinung überzeugen. Mein Ziel mit diesem Artikel ist es, aufmerksam zu machen. Jeder soll und muss sich seine eigene Meinung bilden und seine eigene Toleranzgrenze setzen. Eine Bitte habe ich dann doch, kauft nicht blindlinks alles, was euch vor die Nase gehalten wird. Steckt für euch selbst eure Grenze ab und überschreitet diese nicht. Nutzt die Macht eures Geldbeutels um Zeichen zu setzen, denn das was Publishern richtig weh tut und Aufmerksamkeit auf sich zieht sind Verkaufszahlen. Wenn ihr zum Beispiel den Lootboxsystem von Star Wars Battlefront 2 widersprechen wollt, dann kauft das Spiel nicht. Anders herum genau so, wenn es ein Spiel gibt, was euch sehr zusagt und ihr die Mechaniken (wie z.B. Gameplay oder DLCs) mögt, dann greift ruhig zu und unterstützt somit die Entwickler. Ihr habt in der Hand in welche Richtung sich der Markt entwickelt und bis die nächste Entwicklung wieder vor der Tür steht, genießt eure Spiele und das kommende Weihnachtsfest. Wer weiß, was im nächsten Geschenk für Überraschungen warten.

 

Wie steht ihr zu Lootboxen und andere Mikrotransaktionen in Videospielen? Kommentiert gerne hier oder schickt eine E-Mail mit eurer Meinung zu dem Thema.

About author

Robin

Hobbyschreiber / Podcaster mit einer Leidenschaft für Games, Filme und Comics. Am liebsten in Rollenspielen und Action-Adventures unterwegs, aber auch in andere Genres vertreten. Egal ob PC oder Konsole, Hauptsache es macht Spaß und weckt Begeisterung.

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