
Neue Studiendaten der BZgA zur Computerspiel- und Internetnutzung Jugendlicher und junger Erwachsener
27. August 2024
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4. Dezember 2024
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Good Bye Night City
von Christian Thieme, Hamminkeln
Ich wollte ein Held werden in dieser Stadt. Genau wie mein Choomba. Die ersten Jobs liefen gut, doch dann geriet alles aus dem Gleichgewicht. Was folgte, waren nur noch Mord und Totschlag in einer Stadt, der das alles völlig gleichgültig ist. Ein Ort, wo ein Menschenleben nichts zählt. Meinem Choom musste ich beim Sterben zusehen – so wie vielen anderen, deren Seelen sich durch meine Kugeln im Wind verloren, vermischt mit den Dunstschwaden der Klimaanlagen zahlloser Megagebäude.
Diese Stadt hat mich in ihren Bann gezogen. Eine Freundin sagte mal: „Heute liegst du in der Gosse, und morgen liegt dir die ganze Stadt zu Füßen.“ Sie hatte recht. Gut und Böse, Armut und Reichtum, Freundschaft und Feindschaft – all das ist hier oft nur einen Herzschlag entfernt.
Wenn mir das Getümmel zu viel wird, fahre ich ein paar Meilen hinaus, raus aus der Stadt. Vom Dach eines alten Wasserturms aus betrachte ich die Silhouette dieses Sündenpools. Hier draußen ist die Luft noch klar, die Gedanken scharf. Doch trotzdem spürt man den Sog zurück ins Herz von Night City. Ein leichtes Säuseln im Wind, das verheißungsvolle Gedanken flüstert – die Versprechen einer strahlenden Zukunft. Aber ich weiß, es sind nur Lügen. An der nächsten Ecke lauert der Tod.
Jeder, der länger in dieser Stadt verweilt, weiß: Sie wird ihn verschlingen. Einige meiner Choombas haben es rechtzeitig erkannt, bevor eine glühendheiße Kugel ihr Chrom zerschmetterte. Manchmal ist Rettung nur ein Busticket entfernt, egal, wohin es führt. Überall ist es besser als in Night City. Heute endet auch meine Reise. Meine Wohnung im Megablock ist gekündigt, alle Aufträge sind erledigt. Was bleibt, ist eine Stadt voller Leere. Ich habe dieser Stadt alles gegeben. Ob ich je zurückkomme? Wer weiß. Das Leben ist eben eine ständige Reise.
Ich schiebe mein Busticket in den Scanner. Zischend öffnet sich das Gepäckfach im hinteren Teil des Busses. Viel habe ich nicht bei mir – aber im Herzen trage ich unzählige Geschichten. Ich schließe die Augen, während die Wolkenkratzer in der Ferne immer kleiner werden. Endlich Dunkelheit. Endlich Frieden.
