Die ersten Berichte aus den großen Medienhäusern zur Gamescom 2024 fielen ernüchternd aus. Allerdings richtete sich die Kritik weniger an die Organisatoren der Messe, sondern vielmehr an die Aussteller und ihre Präsentationen. Diese Einschätzungen decken sich weitgehend mit meinen Eindrücken nach mehreren Tagen auf der Messe.
Die Gamescom wirkte in diesem Jahr deutlich voller, nicht nur durch die hohe Besucherzahl, sondern auch durch das größere Volumen der Messestände. Namhafte Unternehmen waren wieder in großer Zahl vertreten und präsentierten sich in den Hallen mit aufwändigen Installationen, Videowänden und zahlreichen Eyecatchern. Diese Inszenierungen hinterließen den Eindruck eines Themenparks, doch hinter den Kulissen gab es oft nur wenig Neues zu entdecken.
Beispielsweise wurden kommende AAA-Titel wie das neue Indiana-Jones-Spiel lediglich in Trailerform präsentiert, und viele andere vermeintliche Neuheiten waren den Messebesuchern bereits aus der Presse bekannt. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, welchen Mehrwert ein Besuch der Gamescom noch bietet, wenn man kaum Neues entdecken kann. Diese Einschätzung trifft sicher auf das Mainstream-Angebot zu, doch die Messe bietet weit mehr als nur die großen Blockbuster.
Die Gamescom ist ein Treffpunkt der Gaming-Community, ein Ort des Netzwerkens, des Austauschs und der Begegnung. Besonders hervorzuheben ist der Indie-Bereich, den die Kölnmesse in diesem Jahr noch einmal deutlich vergrößert hat – wenn auch auf Kosten der Retro-Szene, die mit weniger Platz auskommen musste. Halle 10, in der sich viele unabhängige Entwickler präsentierten, bot das vielleicht spannendste und abwechslungsreichste Angebot der Messe. Hier konnte man direkt mit Entwicklern ins Gespräch kommen, neue Spielkonzepte entdecken oder einfach in Erinnerungen schwelgen. Oft ohne lange Warteschlangen und mit großartigen Menschen, die sich leidenschaftlich für die Szene engagieren. Man könnte fast sagen, dass das eigentliche Herz der Gamescom in Halle 10 schlug.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gamescom ist ihre Rolle als politischer Dreh- und Angelpunkt. Hier wurde einmal mehr deutlich, dass führende Politiker, wie etwa Wirtschaftsminister Robert Habeck, die Branche noch immer nicht in ihrem vollen Umfang verstehen. Die Spieleindustrie wird nach wie vor nicht als Treiber für Innovationen anerkannt, und die Förderpolitik des Bundes und der Länder verfehlt die tatsächlichen Bedürfnisse der Branche. Kleinere Entwickler haben es dadurch immer schwerer, sich auf dem Markt zu behaupten, und Deutschland verliert weiter den Anschluss an die internationale Konkurrenz. Das ist bedauerlich, denn das Potenzial ist zweifellos vorhanden.
Insgesamt sehe ich für die Gamescom eine stabile Zukunft, allerdings mit begrenztem Wachstumspotenzial. An den Haupttagen stieß die Kölnmesse an ihre Kapazitätsgrenzen, was nur noch durch den verstärkten Einsatz von Ordnungskräften kontrolliert werden konnte. Teilweise mussten Besucher lange Umwege in Kauf nehmen, um den Besucherfluss aufrechtzuerhalten.
Wie ist euer Eindruck der Gamescom? Hat euch der Besuch gefallen?