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Der 1982 erschienene 8-Bit-Heimcomputer “Commodore 64” zählt zu den meistverkauften Plattformen der IT-Geschichte. Seine Einflüsse auf die Popkultur, die Technikentwicklung und die Informatikdidaktik zeigen sich noch heute. Die Abteilung Medienwissenschaft der Universität Bonn veranstaltet am Freitag und Samstag, 5. und 6. Juli, eine internationale Tagung, auf der die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Commodore 64 diskutiert wird.

Zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Dr. Stefan Höltgen von der SRH Heidelberg hat der hiesige Lehrstuhlinhaber für Medientheorie, Prof. Dr. Jens Schröter, dazu Referenten aus den Bereichen Medienwissenschaft, Informatik, Museologie, Musikwissenschaft, Kulturwissenschaft sowie Sammler und Hacker historischer Computer nach Bonn eingeladen. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Schröter betont die historische Bedeutung des C64: “Er war der erste Computer, mit dem viele Menschen in Berührung kamen, außerhalb professioneller Zusammenhänge. Mit dieser Maschine verbreitete sich das Wissen darum, was ein Computer überhaupt ist. Es entwickelte sich eine breite und diverse Computerkultur.” Der C64 sei eine der ganz wichtigen Wurzeln der heutigen Computerkultur und damit auch ein eminenter Gegenstand medienwissenschaftlicher Forschung, so Schröter. Er selbst wird in einem Tagungsvortrag die Entstehung von Praktiken subversiver Computernutzung (Cracking), die mit technischen Gadgets auf dem C64 ihren Anfang nahm, thematisieren.

Dass die Plattform darüber hinaus immer noch aktuelle Einsatzmöglichkeiten hat, betont der Spiele-Forscher und Computerarchäologe Stefan Höltgen. Er setzt den C64 in medien- und kulturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen ein und hat zu diesem Zweck sogar ein “C64-Labor” in der Bonner Medienwissenschaft aufgebaut. Die leicht zugängliche Architektur des Computers ermögliche Höltgen zufolge eine didaktische Reduktion, mit der Sachverhalte der Hardware und Software, wie sie prinzipiell auch noch für heutige Systeme gelten, an Interessierte und Studierende nicht-technischer Fächer vermittelt werden. “Darüber hinaus bietet die aktive Nutzung der historischen Hardware die Möglichkeit, Menschen Computergeschichte ‘hands-on’ zu vermitteln – jenseits schriftlicher Darstellungen und vitrinierter Museumsobjekte”, so Höltgen.

Auf der Tagung wird der Commodore 64 neben wissenschaftlichen Beiträgen auch als popkulturelle Ikone bedacht: Vorträge zu seinen Pixel-Grafiken und Chip-Sounds führen vor, welchen Einfluss der C64 auf ästhetische Praktiken hatte und hat; eine SID-Chiptunes-Lecture-Performance am ersten Tagungsabend bringt die speziellen Ästhetiken des “Musikinstruments C64” zu Gehör. Im Anschluss an die Tagung ist die Publikation eines Tagungsbandes geplant.

Die Tagung findet am Freitag und Samstag, 5. und 6. Juli, im Gebäude der Abteilung Medienwissenschaft, Lennéstraße 1 in Bonn – direkt gegenüber vom “Arithmeum” – statt. Am Sonntag, 7. Juli, schließt ein “Hands-on-Workshop” im C64-Lab ebendort an. Hier können Interessierte die Programmierung des C64 lernen und einige auf der Tagung angesprochene Themen praktisch erproben. Die Tagung findet in englischer Sprache statt; alle Vorträge werden auch live über das Internet gestreamt.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos und sowohl online (nur Vorträge) als auch in Präsenz möglich.

About author

Chris

Christian Thieme ist Fotograf, Journalist und PR-Berater. Der gebürtige Niederrheiner wurde in Wesel geboren und hat mit sechs Jahren seine Leidenschaft für Computerspiele entdeckt. Sein erstes System war der Commodore Amiga 500 gefolgt von einem 486er DX 40. Sein liebstes Genre sind Point & Click Adventures.

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